Eröffnung der vielleicht kürzesten U-Bahn-Linie der Welt

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Berlin. In zehn Metern Höhe sollen große gelbe
Luftballons am Samstag (8. August) im Zentrum Berlins den Verlauf die unterirdische Strecke der neuen U 55 markieren. Nach langwierigen Bauarbeiten werden die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) ein großes Volksfest zur Eröffnung der U-Bahnverbindung vom Pariser Platz über den Bundestag zum Hauptbahnhof feiern.

Zehntausende Besucher werden nach Worten von BVG-Pressesprecherin Petra Reetz zu der Eröffnungsfeier erwartet. Auf der Hauptbühne am
U-Bahnhof Bundestag und im Hauptbahnhof werden bis in die späten Abendstunden Musik, Tanz und Talkrunden geboten. Das unweit des Brandenburger Tores gelegene Hotel Adlon hat zur Feier des Tages ein spezielles Angebot aufgelegt: Champagner und Currywurst für 22 Euro.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) wird die neue Strecke mit einer Jungfernfahrt einweihen.
Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) und BVG-Chef Andreas Sturmowski haben sich ebenfalls angekündigt. Fürs Publikum fährt die erste U 55 am Samstag um 11.05 Uhr ab Hauptbahnhof. Die Benutzung ist an diesem Tag kostenfrei.

Im Verhältnis zu Dauer und Kosten der Bauarbeiten sowie zur Länge der Strecke und den noch anstehenden Anschlussarbeiten zur U 5 am
Alexanderplatz scheint das Fest ein gewaltiger Aufwand für die Inbetriebnahme der U 55 zu sein. Sie ist nach BVG-Angaben die «vielleicht kürzeste U-Bahn-Linie der Welt». Eine solche Strecke könne sich niemand ausdenken, heißt es in einem rechtzeitig zur Eröffnung der neuen Verbindung erschienenem Bildband, der den Bau der U 55 dokumentiert. «Sie passiert einfach.»

Nur knapp zwei Kilometer ist die Strecke lang und hat drei Haltestellen. Die Züge fahren im Zehn-Minuten-Takt. Die U 55 ist die einzige U-Bahn, die den Hauptbahnhof anfährt und hat derzeit keine Verbindung zum übrigen Berliner U-Bahnnetz. Dafür ist die Verlängerung der U 55 vom U-Bahnhof Brandenburger Tor über den
Boulevard Unter den Linden zur U 5 am Alexanderplatz geplant. Die Bauarbeiten sollen im Jahr 2010 beginnen und 2017 abgeschlossen sein.
Dann wird die U 55 ihre temporäre Bezeichnung verlieren und zur U 5 werden.

Die Eröffnung der U 55 wurde nach BVG-Angaben verzögert durch unerwartete Bauschwierigkeiten am U-Bahnhof Brandenburger Tor. Erst nach rund fünf Jahren konnten die Arbeiten abgeschlossen werden, weil unter anderem Wasser durch ein Leck in die Baugrube am Pariser Platz einsickerte. Der ursprünglich geplante Eröffnungstermin des U-Bahnhofs Brandenburger Tor und damit der U 55 zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 konnte dadurch nicht eingehalten werden. Zwar werde die Strecke nun spät, aber immerhin rechtzeitig zur Leichtathletik-Weltmeisterschaft (15. bis 23. August) eingeweiht, sagte Junge-Reyer jüngst.

Wenn die erste U-Bahn auf der neuen Strecke rollt, wird der Bau der U 55 den Angaben zufolge 320 Millionen Euro gekostet haben. Die
Kosten für die Verlängerung der Strecke bis zum Alexanderplatz beziffert die BVG auf 433 Millionen Euro.

Noch ungeklärt ist ein Streit zwischen dem ausführenden Baukonsortium und der BVG über die Kosten des U-Bahnhofbaus Brandenburger Tor. 28 Millionen Euro waren den Angaben zufolge dafür
zunächst vereinbart worden. Nach Medienberichten soll die Arbeitsgemeinschaft aus dem Essener Baukonzern Hochtief und der
bayerischen Firma Max Bögl, die den Rohbau durchgeführt hat, zum Abschluss der Bauarbeiten zunächst 50 Millionen Euro gefordert haben.
Dann war von 30 Millionen Euro die Rede. Über den genauen Stand der andauernden Verhandlungen wollte sich die BVG nicht äußern. Das
Verkehrsunternehmen hat nach eigenen Angaben für solch einen Streitfall eine Risikovorsorge von acht Millionen Euro vorgenommen.