DRV-Branchenstatistik: Fast fünf Prozent mehr Veranstalter-Gäste

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„Die Deutschen reisen wieder mehr und geben auch wieder mehr für den Urlaub aus. Damit bleibt unserer Nation zum wiederholten Male auch 2010 Reiseweltmeister“ fasst der Präsident des Deutschen ReiseVerbands (DRV), Klaus Laepple, die Ergebnisse des Reisejahrs 2010 zusammen. „Die Reiseanbieter konnten von der in diesem Jahr deutlich gestiegenen Reiselust der Bundesbürger profitieren und verzeichneten mehr Teilnehmer als im Krisenjahr 2008/09“, sagte Laepple anlässlich der 60. Jahrestagung des Branchenverbands im marokkanischen Ferienort Agadir. Die Reiseveranstalter haben nach vorläufigen Hochrechnungen des DRV im gerade beendeten Touristikjahr 2009/10 (Stichtag 31. Oktober 2010) ihren Umsatz um rund zwei bis drei Prozent auf 21,3 Milliarden Euro gesteigert. Gegenüber dem Krisenjahr 2008/09 verreisten sogar fast fünf Prozent mehr Urlauber mit deutschen Reiseveranstaltern. Für den DRV-Präsidenten steht fest: „Die veranstalterorganisierte Reise – egal ob als Paket- oder Bausteinangebot – hat den Bürgern gerade während der Aschewolke-Zeit im Frühjahr gezeigt, welche Vorteile sie bietet: Da sie für die Kunden besser kalkulierbar ist und mit der Insolvenzversicherung und vielen Serviceleistungen einen echten Mehrwert bietet, liegt sie hoch im Kurs.“

So verzeichnet die Flugpauschalreise insgesamt im Nah- und Fernstreckenbereich zusammengerechnet ein Umsatzplus von rund einem Prozent. Dabei wuchs das Geschäft im Kurz- und Mittelstreckensegment beim Umsatz um rund 1,5 Prozent und auf der Fernstrecke um 0,5 Prozent. Die so genannten erdgebundenen Reisen (also per Auto, Bahn oder Bus) für Nahziele – vor allem in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Benelux-Ländern – konnten ein gegenüber dem Vorjahr nochmals verbessertes Ergebnis mit einem Umsatzplus von fast drei Prozent erzielen. Die höchsten prozentualen Zuwächse verbuchte erneut der Kreuzfahrtenmarkt: Insgesamt erzielten die Anbieter ein durchschnittliches Umsatzplus von zwölf Prozent, aufgeteilt auf ein Wachstum von rund 15 Prozent bei Hochseekreuzfahrten und rund fünf Prozent bei Flusskreuzfahrten.

Besonders positiv entwickelte sich laut Auswertungen des DRV-Expertenkreises Statistik und Marktforschung bei den Reiseveranstaltern die Nachfrage zu den Mittelstreckenzielen Türkei (plus neun Prozent mehr Teilnehmer), Marokko (plus sechs Prozent) und Ägypten (plus vier Prozent). Spanien konnte nach Rückgängen in den vergangenen Jahren den Abwärtstrend stoppen. Rückgänge verzeichneten die Reiseveranstalter bei Reisen nach Griechenland (minus vier Prozent) und Tunesien (minus sechs Prozent). Weiterhin setzt sich also der Trend fort, dass sich die Urlaubsnachfrage vom westlichen Mittelmeer zu den Zielen im östlichen Mittelmeer verlagert.

Mehr Gäste wählten im abgelaufenen Touristikjahr wieder ein Fernreiseziel: Die Zahl der Teilnehmer stieg für dieses Segment mit plus vier Prozent gegenüber dem Touristikjahr 2008/09 stark an – ein Ergebnis der gesunkenen Reisepreise gegenüber 2008/09. Durch den günstigen Dollar-Wechselkurs sowie niedrigere Kerosinpreis-Zuschläge konnten die Veranstalter Hotel- und Flugkontingente günstiger einkaufen. Zuwächse verzeichneten fast alle Fernreiseziele, besonders aber Asien mit plus vier Prozent mehr Teilnehmern, Nahost-Ziele und Nordamerika mit jeweils drei Prozent mehr Gästen, die mittel- und südafrikanischen Länder mit zwei Prozent Plus sowie die vom Aufkommen her kleineren Märkte Malediven und Sri Lanka mit rund 20 Prozent Zuwachs (ausgehend von einem niedrigeren Niveau bei der absoluten Zahl von Gästen). Die Auseinandersetzungen in Thailand blieben ohne Auswirkungen auf die Urlaubsnachfrage, denn auch Thailand verzeichnete steigende Besucherzahlen. Die Zahl der Teilnehmer mit Ziel Karibik blieb konstant. Deutschlandurlaub bleibt auch weiterhin im Trend: Die Zahl der Kunden für über Veranstalter und Reisebüros organisierten Urlaub in heimischen Gefilden stieg demnach um rund zwei Prozent. Gerade in den Sommermonaten gab es einen Schub: Im Juni und im Juli lag die Zahl der Übernachtungen über den Vorjahresmonaten.

Da es jedoch über 2.500 Reiseveranstalter in Deutschland gibt, fallen die Ergebnisse bei den einzelnen Anbietern äußert unterschiedlich aus. In die Branchenstatistik des DRV fließen die Ergebnisse der gesamten Angebotspalette im Reisemarkt ein – von der Flugpauschalreise über Kreuzfahrten, Studienreisen bis hin zu Bus-, Bahn und Städtereisen, so dass es uneinheitliche Entwicklungen bei den Reiseanbietern geben kann.

Gute Chancen für Aufwärtstrend – aber Regierung macht Reisen teurer

„Für die gerade begonnene Wintersaison 2010/11 stehen die Vorzeichen für eine weitere positive Entwicklung recht gut“, gibt Verbandspräsident Klaus Laepple einen vorsichtig optimistischen Ausblick auf das kommende Jahr. Die Nachfrage für den Winter entwickele sich bislang sehr erfreulich – der Umsatz liegt derzeit für den Gesamtmarkt prozentual zweistellig im Plus – und die Vorausbuchungen für das gesamte Touristikjahr 2010/11 liegen ebenfalls über den Vorjahreswerten. „Die Reiseveranstalter haben für jede Zielgruppe, jeden Anspruch und jeden Geldbeutel in der kommenden Reisesaison die passenden Angebote geschnürt, so dass Reisen preisgünstig bleibt“, zeigt DRV-Präsident Laepple das Potential des bevorstehenden Reisejahrs für das Anknüpfen an die Rekordergebnisse von 2008 auf. „Dennoch gibt es Unwägbarkeiten. Denn die Luftverkehrssteuer verteuert die Mobilität der Bundesbürger, so dass die Auswirkungen überhaupt noch nicht abschätzbar sind“, kritisiert DRV-Präsident Laepple die von der Bundesregierung für Flüge ab 1. Januar 2011 eingeführte Steuer. Sie hat nach Einschätzung des Verbands sowohl negative Auswirkungen auf die Nachfrage der Verbraucher als auch auf die Unternehmen und deren Mitarbeiter.