Drohende Rückkehr in die Zeiten des „kalten Krieges“: Die gegenwärtige Krise zwischen Russland und der Europäischen Union über die Ostukraine wird sich langfristig auch auf die Reiseindustrie in Europa auswirken. Nach Einschätzung von Managern aus der deutschen Reiseindustrie ändert sich vor dem Hintergrund der aktuellen Situation das Reiseverhalten der Menschen aus Russland signifikant. Besonders betroffen: die von russischen Touristen bevorzugten Urlaubsziele am Mittelmeer.
Nach der am Montag veröffentlichten Umfrage des Travel Industry Club gehen 83 Prozent der Befragten davon aus, dass sich die Krise zwischen der EU und Russland langfristig auf die Reiseindustrie auswirken wird. 67 Prozent sind der Auffassung, dass Russland und die EU auf dem besten Wege sind, ihr gegenseitiges Verhältnis zurück die in Zeiten des „kalten Krieges“ zu steuern. Für 82 Prozent der Ende August 2014 befragten Manager steht zudem außer Frage, dass Reisende aus Russland auf die Krise reagieren und ihr Reiseverhalten den aktuellen politischen Gegebenheiten anpassen werden.
Das betrifft in erster Linie Urlaubsziele am Mittelmeer, die sich bei Reisenden aus Russland in den vergangenen Jahren großer Beliebtheit erfreuen. 74 Prozent der insgesamt 185 befragten Manager gehen davon aus, dass Länder wie Italien besonders unter den Spannungen zwischen Russland und der EU zu leiden haben. Nur 22 Prozent geben sich positiv und sehen die aktuelle Krise „nur“ als kurzfristiges Phänomen, das zeitnah beendet sein wird: 78 Prozent sind nicht der Meinung, dass der Konflikt schon bald beigelegt sein wird. Geteilter Meinung sind die Befragten in der Frage, ob Russland in letzter Konsequenz die Ausrichtung der kommenden FIFA-Fußball Weltmeisterschaft möglicherweise genommen werden sollte: 44 Prozent plädieren für einen Entzug der WM, 57 Prozent sprechen sich dagegen aus.
Unbeschadet zeigt sich das Reiseland USA in der Krise um die Ostukraine. 81 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Rolle der USA in dem Konflikt aktuell keineswegs dem Image der Vereinigten Staaten als Reiseland schadet. Auch sind 56 Prozent der Ansicht, dass die verschärfte Einreisepolitik in den USA letztendlich niemanden davon abhält, in die USA zu reisen. Mögliche Schikanen und lange Wartezeiten bei der Einreise nach den USA nehmen nach Einschätzung von 53 Prozent der Manager in Kauf – ohne Konsequenzen. Auch gegenüber weiteren gesellschaftspolitischen Diskussionen scheint das Reiseland USA resistent zu sein. Nur 47 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Diskussion um die NSA und Spionage oder die Berichterstattung zum Thema Todesstrafe dem Image des Reiselandes USA schadet. Allerdings sind 56 Prozent der vom Beratungsunternehmen MANUFACTS Research & Dialog im Auftrag des Travel Industry Club befragten Manager der Ansicht, dass sich die restriktive Einreisepolitik eines Tages „rächen“ und die USA dadurch an Sympathiewerten verlieren wird.