Es geht auch um 100.000 Arbeitsplätze in Bayern

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Klare Worte anlässlich des 60. Jubiläums des bayerischen Heilbäder-Verbandes (BHV) in Berchtesgaden: „Die tatsächliche Bedeutung des Tourismus in Bayern muss endlich vonder politischen Führung anerkannt werden“, so Klaus Holetschek, Vorsitzender des BHV. Es könne nicht sein, dass die Leitökonomie mit knapp 25 Milliarden Euro Bruttoumsatz alleine in Bayern innerhalb des
bayerischen Wirtschaftsministeriums durch keine eigene Abteilung repräsentiert werde. „Das muss sich ändern“, folgert Holetschek. In anderen Bundesländern, die bei weitem nicht die Übernachtungszahlenerreichten wie Bayern, sei dies keine Frage. Über 76 Millionen Übernachtungen registrierte der Freistaat im vergangenen Jahr. Auf Platz zwei der deutschen Reiseländer liegt Baden-Württemberg mit knapp 42 Millionen Nächtigungen. „In Bayern sichert der Tourismus nicht abwanderbare Arbeitsplätze“, ergänzt Holetschek. Alleine in den
bayerischen Heil- und Kurbädern gehe es um über 100.000 Stellen.

Holetschek verdeutlichte den dringenden Handlungsbedarf, auch und insbesondere in der Förderpolitik: „Wir fordern klare Verbesserungen bei Fördersummen und – möglichkeiten.“ Gerade um die Qualität der Betriebe zu sichern, müsse sich etwas ändern. Der BHV plädiert daher für einfache Wege,
die es auch kleinen Betrieben ermöglichen, an den Programmen stärker teil zu haben. Dieses gilt auch für die Infrastruktur in den Kurorten. Es ist dringend notwendig, den Rahmen der Fördermöglichkeiten zu erhöhen, damit wir im europäischen Wettbewerb bestehen können. Bayern sei zu Recht Bäderland Nummer eins, es gehe nun darum diesen Vorteil real halten zu können. „Und da müssen wir auch mal auf den bundesdeutschen Förderschnitt schauen.“ In den Jahren 1991 bis 2004 sei der bayerische Tourismus mit knapp 60 Millionen Euro durch den Freistaat gefördert worden. Im Vergleich dazu: Mecklenburg-Vorpommern hat im selben Zeitraum fast 1,5 Milliarden Euro Fördergelder insgesamt
bekommen. Im gleichen Zeitraum konnte das Ostsee-Land ein Übernachtungsplus von 154,7 Prozent auf rund 26 Millionen Übernachtungen verzeichnen. „Wir begrüßen ausdrücklich eine stärkere Förderung unserer ostdeutschen Destinationen, aber fast 20 Jahre nach der Wiedervereinigung muss es erlaubt sein, wieder über eine Angleichung nachzudenken.“ Alle Urlaubsgebiete Deutschlands profitierten gemeinsam von der dritten gravierenden Forderung des BHV: „Dringend muss der Mehrwertsteuersatz reduziert werden, damit wir internationale Maßstäbe haben“. Diese Einsparungen könnten Betriebe in Modernisierungen stecken.

Zu Gast in Berchtesgaden: Dr. Gerd Müller, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverbraucherschutz-Ministerium. Müller ist seit
jeher eng mit dem Gesundheitswesen verbunden und unterstrich die enormen Potentiale, die künftig in dieser Branche zu finden seien. „Die Menschen wollen gesund älter werden, daher sind sie auch bereit, in
ihre Gesundheit zu investieren.“ Es sei überaus positiv, dass Bayerns Bäder sich bereits auf den richtigen Weg gemacht hätten und das Thema
Prävention mit der Kampagne „Rein ins gesunde Leben“ erfolgreich besetzten. Müller versicherte, sich auch künftig im Rahmen seiner Möglichkeiten für die Heil- und Kurorte in Bayern einzusetzen.

Der BHV hatte für den Staatssekretär noch ein besonderes Präsent vorbereitet: Klaus Holetschek konnte ihm einen Gutschein über 60 Aufenthalte in bayerischen Bädern überreichen – nicht zur privaten
Nutzung, sondern als Kontingent, über das Müller frei verfügen kann, um Menschen, die sich sozial engagieren und ihr Leben in den Dienst der guten Sache stellen, auszuzeichnen. 60 karitativ tätige Bürgerinnen oder Bürger können nun hoffen, durch den Staatssekretär in den Genuss der bayerischen Bäderkompetenz zu kommen.