Weniger Geschäftsreisen in Hessen

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Wiesbaden. Die Wirtschaftskrise hat den jahrelangen Aufwärtstrend des hessischen Tourismus gestoppt. Zwischen Januar und April dieses Jahres war die Zahl der Übernachtungen erstmals seit vier Jahren wieder rückläufig, wie der Geschäftsführer der Hessen-Agentur, Martin Herkströter, am Freitag in Wiesbaden sagte.
Grund dafür sei vor allem die gesunkene Zahl von Geschäftsreisen. Anders sehe es bei den Touristen aus: «Einzelne Orte und Regionen erwarten sogar mehr Urlauber als im vergangenen Jahr», sagte Herkströter. Auch das sei eine Folge der Krise.

Im vergangenen Jahr war die Zahl der registrierten Gäste in Hessen gegenüber 2007 noch um 1,6 Prozent auf 27,3 Millionen gestiegen. In den ersten vier Monaten dieses Jahres verkehrte sich der Trend jedoch ins Gegenteil: Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ging die Zahl der Gäste den Angaben zufolge um 5,9 Prozent auf 3,24 Millionen zurück.
Die Zahl der Übernachtungen sank dabei um 3,2 Prozent auf 7,8 Millionen.

Grund für den starken Rückgang ist nach Ansicht des Hessen-Agentur-Chefs eine deutlich gesunkene Zahl der Geschäftsreisen. «Etwa 40 Prozent der im Vorjahr registrierten Übernachtungsgäste waren Geschäftsleute», sagte Herkströter. Wegen der Krise sparten Unternehmen jedoch auch an diesen Ausgaben.

Ein deutlicher Rückgang sei vor allem bei ausländischen Gästen zu verzeichnen. «In den ersten vier Monaten dieses Jahres sind die Übernachtungszahlen im Vergleich um 9,9 Prozent auf 1,52 Millionen gesunken», betonte der Geschäftsführer. Geringer fiel das Minus bei Gästen aus Deutschland aus: Die Zahl der Übernachtungen sank hier zwischen Januar und April um 1,4 Prozent auf 6,28 Millionen.

Die Flaute in der Wirtschaft habe aber nicht nur negative Auswirkungen auf den Tourismus in Hessen, sagte Herkströter: «In Zeiten der Krise machen immer mehr Menschen Urlaub im eigenen Land».
Zwar profitierten von diesem Boom in erster Linie die Küstenregionen und das Alpenvorland. Aufgrund der vorliegenden Buchungen könne jedoch auch in Hessen mit Zuwächsen in einzelnen Orten und Regionen gerechnet werden, fügte er hinzu.

Der Geschäftsführer der Touristik Service Waldeck-Ederbergland GmbH, Klaus-Dieter Brandstetter, bestätigte diese Einschätzung. Die
Unterkünfte rund um den Edersee seien zu einem Großteil ausgebucht. «Damit ist die zu erwartende Auslastung für diesen Sommer bereits
heute besser als im Vorjahr», sagte Brandstetter. Eine Ursache dafür sei sicherlich die Entwicklung des Kellerwaldes hin zu einer
Wanderregion. Der rund 150 Kilometer lange «Kellerwaldsteig» mache den Naturpark auch im Frühjahr und Herbst für Gäste attraktiv.

Im Wintersportort Willingen sei die Zahl der Übernachtungen in den ersten vier Monaten des Jahres sogar um 10 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2008 gestiegen, sagte Brandstetter. Das liege vor allem an einem langen Winter, der auch im April noch Skifahrer ins Hochsauerland gelockt habe. Doch auch in den Sommermonaten dürfte die Gemeinde mit einem Anstieg der Besucherzahlen rechnen. Allein zum
Deutschen Wandertag (19. bis 23. August) werden seinen Angaben zufolge zwischen 30 000 und 50 000 Gäste erwartet.

Auch der Chef des Fremdenverkehrsverbandes Rhön, Roland Frormann, zeigte sich angesichts der Vorbuchungen zufrieden. Zwar stelle das
Wetter einen Unsicherheitsfaktor dar, insgesamt sei aber mit einer Entwicklung auf Vorjahresniveau zu rechnen, sagte Frormann. «Gerade an der Wasserkuppe ist immer viel los.» Der höchste Berg Hessens ziehe im Sommer neben Wanderern vor allem Segelflieger an.