Kölner Weihnachtscircus hilft Zirkusschule in Kiew

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In dem vom russischen Präsidenten Putin im Februar 2022 begonnenen Krieg gegen die Ukraine, versuchen die russischen Truppen nunmehr schon seit vielen Wochen, die strategisch wichtige Infrastruktur zu vernichten. Längst zerstört ist schon so gut wie die gesamte Infrastruktur der über Jahrzehnte gewachsenen Zirkuskultur der Ukraine. Doch wie sich die Zivilbevölkerung überall gegen die russischen Aggressoren zur Wehr setzt und versucht, ihr Leben und ihren Alltag zurückzuerlangen, so trotzt auch die renommierte Zirkusschule „Kyiv Municipal Academy of Variety and Circus Arts“ dem Krieg und seinen Auswirkungen.

Um dieser Zirkusschule mit ihren Artisten, Lehrern und Familien zu helfen, hat Ilja Smitt, der Produzent des „Kölner Weihnachtscircus“, das Projekt „Manege für Freiheit“ initiiert und erklärt: „Seit mehr als 30 Jahren stelle ich Zirkus- und Theaterproduktionen zusammen und hatte dabei durchaus das Privileg, mit vielen Künstlern aus der weltberühmten Zirkusschule in der ukrainischen Hauptstadt Kiew zusammenzuarbeiten. Für meine Zirkusprogramme bin ich auf die hervorragenden Künstler aus der Ukraine angewiesen.“

So beispielsweise auch die Clowns des EquiVokee-Trios, die nach 2015 und 2017 in diesem Jahr zum dritten Mal im Kölner Weihnachtszirkus auftreten werden und zu den Höhepunkten der Show zählen. Georgii Kirichenko, der große mit den Chef-Allüren, der tollpatschige Yuriy Pavlichko mit der Einhorn-Frisur und der leicht pummelige Temperamentsbolzen Dmitrii Nikolenko sind in der Zirkusschule „Kyiv Municipal Academy of Variety and Circus Arts“ ausgebildet worden. Auch wenn sie bei Kriegsausbruch mit ihren Familien das Land verlassen konnten, halten sie weiterhin den Kontakt dorthin und wissen, dass „in der Schule unter den erschwerten Bedingungen weiterhin gearbeitet und mit jungen Talenten geprobt wird”. Die Academy hat sich auch schon mit (einer langen) „Bedarfsliste“ gemeldet, darunter StromGeneratoren und warme Schlafsäcke für die Familien der Kinder.

Man versuche dort – soweit es geht – ein „normales“ Leben zu führen, der Dinge zu harren, die auf einen zukommen, aber eben auch nicht aufzugeben. „Uns tun die Zirkusartisten leid, die sich von einem Tag auf den anderen nicht mehr um den perfekten Salto oder Witz, sondern um
Bomben, Minen und zerstörte Wohnungen sorgen müssen“, so die Clowns. Als kulturelle Botschafter ihres Heimatlandes reisen sie seit 22 Jahren um die Welt, um die Menschen mit ihrer besonderen Mischung aus Jonglage, Akrobatik, Komik und Magie zu erfreuen.

Als erste Artisten aus der Ukraine wurden sie beim Zirkusfestival in Monte Carlo mit einem „bronzenen Clown“ ausgezeichnet. Aber nun bangen sie um ihre Freunde und Familien, die in der Ukraine geblieben sind. Und um die jungen Artisten, die weiterhin die Kiewer CircusAcademy besuchen. „Diese Schule ist und war für uns immer mehr als ein Lerninstitut, es bleibt für immer ein Zuhause.“

Mit dem Projekt „Manege für die Freiheit“ wollen die Beteiligten Spendengelder sammeln – so auch bei allen kommenden Vorstellungen – und der Zirkusschule helfen. „Es ist vielleicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Doch durch viele Tropfen kann ein Fluss entstehen“, gibt sich
Linda Mai vom „Blau-Gelbes Kreuz Deutsch-Ukrainischer Verein e.V.“ optimistisch. „Der Winter naht und deshalb möchten wir eine Soforthilfe starten.“ Schließlich sei die Zirkusschule ja auch eine Anlaufstelle für die Artisten und ihre Familien. In Zusammenarbeit mit der Hilfsorganisation „Blau-Gelbes Kreuz“ will man dorthin Kleidung und warme Decken transportieren lassen, aber auch Strom-Generatoren, um eine warme Mahlzeit sowie eine heiße Dusche anbieten zu können und eine Fortsetzung des Unterrichtes zu ermöglichen. Ilja Smitt verdoppelt den gespendeten Betrag bis zu einer Höhe von 50.000,- Euro.

An diesem Unterricht würde auch die siebenjährige Kateryna nur allzu gerne wieder teilnehmen. Ihr größter Traum ist es, Luftakrobatin zu werden. Drei Jahre ist das Mädchen in Zirkusschule und Sportclub ihrer großen Leidenschaft nachgegangen, der Akrobatik. Sie gewann die erste
Silbermedaille der Ukrainischen Cheerleader-Meisterschaft in der Kategorie „Kinder 5 bis 8 Jahre“ – und zwar Solo und im Duett. Doch seit dem 24. Februar, mit dem Einmarsch von Putins Armee in der Ukraine, geriet ihre bis dahin so heile Welt völlig aus den Fugen. Aus dem Traum
von der bunten Zirkuswelt wurde ein Alptraum. Mit ihrer Mutter musste sie aus ihrer Heimat fliehen, ihre Freunde und den geliebten Sportklub hinter sich lassen. Nun lebt sie in Wuppertal in einem fremden Land, in dem sie die Sprache nicht versteht und ihrer Leidenschaft, der Akrobatik und einem Training auf professionellem Niveau, nicht nachgehen kann.

Vielleicht kann das Projekt „Manege für die Freiheit“ mithelfen, dass Kateryna an ihren Träumen festhalten kann. Zudem will Smitt Zirkusartisten und deren Familien, die in der Ukraine ihr Zuhause verloren haben, beim Wiederaufbau finanziell unterstützen und vielleicht auch einige von ihnen für einige Wochen nach Deutschland zu holen, damit sie hier ihre Künste zeigen können und mal eine unbeschwerte Zeit abseits des Krieges erleben können.
Infos und Spendenmöglichkeit unter: www.manegefuerdiefreiheit.de
Quelle: PR Agentur Public Cologne in Köln