Was muss sich ändern, damit junge Talente den Weg in die Hotellerie und Gastronomie finden? Diese Frage beantworteten erstmals die jungen Talente selbst im Rahmen des ersten vom Palatin Kongresshotel ins Leben gerufenen Hotalents-Kongresses, der am 26. Februar in Wiesloch – umrahmt von Get together und Afterwork-Party und unterstützt von zahlreichen Sponsoren und Partnern aus der Branche – stattfand.
Nach einer kurzen Begrüßung durch den Oberbürgermeister der Stadt Wiesloch Dirk Elkemann und dem Hotalents-Initiator und Palatin-Geschäftsführer Klaus Michael Schindlmeier sprach Lisa Aenis, die 25-jährige Assistentin der Geschäftsführung und Hotalents-Projektleiterin, von dieser Initiative als einer Herzensangelegenheit, die sie mit ihrem zwölfköpfigen jungen Hotalents-Team zusätzlich zu ihrem Alltagsgeschäft in die Tat umsetzte: „Wir sehen Hotalents als eine Chance, unsere Stimme in die Branche zu tragen.“
Das Programm begann mit einer Keynote der deutlich anderen Art durch den Bühnenprofi Ralf Schmitt. Um sein Thema „Mindset für eine flexible Zukunft“ zu demonstrieren, erschien er zunächst im Hasenkostüm und warf damit Fragen nach der Erwartungshaltung und dem Sicherheitsbedürfnis jedes Einzelnen auf. Der innere Zensor, die Angst vor Fehlern und die Macht der Gewohnheit verhindern Flexibilität und Fortschritt. Mit einem Ja gehen Türen auf, so seine humoristisch transportierte Botschaft. Irgendetwas werde sowieso schiefgehen. „Irritation schafft Inspiration“ konnten sich die rund 250 Teilnehmer unter anderem als Merksatz mitnehmen sowie „Lass den Plan los, aber sei nicht planlos!“ oder „Sag ja, mache Fehler, nutze den Moment!“
Anschließend teilte sich der Kongress in sechs einzelne Workshops auf, deren Ergebnisse am Nachmittag auf der großen Bühne präsentiert wurden. Wie passen Jung und Alt in der Küche und beim Generationenwechsel zusammen? Dieser Frage ging die Gruppe von Julien Schon vom Europäischen Hof in Heidelberg und Max Spielmann von Weldebräu nach. Typische Fehlerquellen dabei: zu wenig Zeit, unbeachtetes Potenzial und ein auf zu wenige Schultern verteilter Wandel.
Paul Siermann und seine Gruppe diskutierten über die Mitarbeiter-App Beekeeper und die ungenutzten Potenziale der internen Kommunikation. Was kann die Hotellerie von Start-ups lernen? Das war das Thema der Gruppe um Alexander Haußmann, Code2order, und Daniel Etti, Hotelshop.one. Ergebnis: Lockere Strukturen und flache Hierarchien sind gewünscht. Auch die formale Uniform hat für die Hotel-Youngsters ausgedient. Maresa von Eynern von Hotelcareer nahm mit ihrer Gruppe die Frage ins Visier, was denn die Arbeitgeber von morgen attraktiv macht. Beraterin und Bloggerin Laura Klingenberg war in ihrem Workshop der Jobsuche in Zeiten der Digitalisierung auf der Spur.
Markus F. Weidner von der Qnigge Akademie arbeitete mit seiner Gruppe deutliche Ergebnisse zum Thema Führung heraus: Wertschätzung steht ganz oben auf der Wunschliste der Mitarbeiter, und zwar über alle Generationen hinweg. Das Gehalt ist nicht der größte Motivator. Der ideale Chef soll vor allem ein Vorbild sein und man muss ihm oder ihr vertrauen können. Auch dieses Bedürfnis gilt für alle Generationen. Ein vielleicht überraschendes Ergebnis: Die Generation Z, also die ganz Jungen, wünscht sich einen konsequenten Mentor. Sie will an die Hand genommen werden. Es braucht also eindeutig auch heute und in Zukunft noch Führung.
Moderator Christoph Brüske gab nach der Mittagspause seine persönlichen Ansichten kabarettistisch zum Besten: „Ich wäre gerne öfter offline, aber trotzdem informiert – dann gäbe es weniger Herzrasen, aber mehr Herz. Wir wären endlich wieder smarter als unser Phone.“ Zum Abschluss des Kongresstages diskutierte er auf dem Podium mit Dr. Caroline von Kretschmann, Geschäftsführende Gesellschafterin des Europäischen Hofs Heidelberg, Elke Schade, Fachbeirat DHA – Deutsche Hotelakademie, Olaf P. Beck, Top Hotel Manager & Coach, Palatin-Direktor Klaus Michael Schindlmeier und zwei spontanen Nachwuchskräften aus dem Publikum.
Caroline von Kretschmann kam über Umwege in den Familientrieb und führt das Traditionshaus nun in vierter Generation. Ihre Mutter, berichtete sie, sei seit 52 Jahren an sechs Tagen in der Woche ab 5 Uhr im Hotel im Einsatz. Ihr Ziel: einen Ort zu schaffen, an dem Menschen glücklich sind. Ihr eigenes Wohl sei dabei immer hintenangestanden. Heute stehe im Gegensatz zu früher der Mitarbeiter jedoch an erster Stelle, gefolgt vom Gast und den Unternehmenszielen. Sie setze daher auf Schwarmintelligenz: „Jeder ist wichtig, es funktioniert nur als Team.“
Elke Schade betonte, dass zum Thema Führung mehr getan werden müsse, das sei heute das Hauptproblem der Branche. Die Fachkräfte wären fast nur fachlich geschult, wüssten aber nicht, wie sie Mitarbeiter führen müssen. Das sei das Versäumnis einer ganzen Generation. Doch wie können es die Jungen schaffen, ihre Chefs zu verändern, wenn diese das nicht wollen? Caroline von Kretschmann weiß auch darauf Rat: offen mit ihnen reden und die eigenen Bedürfnisse klarmachen. Chefs, die sich nicht öffnen, werden in Zukunft kein Personal mehr bekommen. So einfach sei das. Klaus Michael Schindlmeier betonte, dass Hotels für Menschen gebaut werden müssten, nicht für Architekten. „Wir müssen etwas ändern“, so sein dringender Appell.
Eine der beiden Nachwuchskräfte auf dem Podium kritisierte stark, dass der Tarifvertrag seit Jahren abgelaufen sei, aber nicht überarbeitet werde. Die Lobby sei einfach nicht stark genug im Vergleich zu anderen Branchen. Die wichtigsten Forderungen der Jungen, was sich auch in den per App eingespielten Fragen aus dem Publikum widerspiegelte: höhere Gehälter sind wichtig, aber vor allem zählen Familienfreundlichkeit und Planbarkeit des Berufsalltags. Kein Ding der Unmöglichkeit befand das Plenum. Doch dazu müssten noch mehr Führungskräfte mit an den Tisch. Mit einem Gespräch alleine ist noch kein Wandel vollzogen. Um dies zu ermöglichen, planen die Verantwortlichen bereits einen Hotalents-Folgetermin für 2019. Die Mühe ist es wert, denn, so ein Nachwuchstalent aus dem Publikum: „Unserer ist der geilste Beruf auf der ganzen Welt!“
„Es war das, was wir wollten“, so das Fazit von Hotalents-Initiator Klaus Michael Schindlmeier. „Hotellerie lebt! Wir haben viele motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber wir haben ein Führungsproblem. Das sind überraschende Ergebnisse und unsere Frage lautet: Wo sind die Chefs? Wenn Führungskräfte solche Veranstaltungen nicht besuchen, werden sie bald niemanden mehr führen. Wir geben allen noch einmal die Chance dabei zu sein: mit Hotalents 2019 im Palatin Wiesloch. Danke an mein Team, danke an Lisa, danke an alle Sponsoren, danke an alle, die dabei waren. Hotellerie ist Zukunft!“
Weitere Details zu den Ergebnissen des ersten jungen Hotelkongresses werden in Kürze auf www.hotalents.de veröffentlicht.